2015: Eine Radtour im Süden Schwedens.

Wir hatten schon lange Lust einen gemeinsamen Radurlaub zu machen und so packten wir im Juli 2015 unsere Radtaschen voll, zurrten Zelt, Schlafsäcke und Isomatten auf den Gepäckträger und machten uns auf zum Rostocker Fährhafen. Ziel war es eine Rundtour in Schwedens Süden, der Region Schonen zu machen.

Hier sind die Stationen unserer Tour verlinkt:

  1. Die erste Wildcamp Erfahrung – Falsterbo
  2. Barsebäck und Helsingborg
  3. Kullaberg und Båstad
  4. Wildcampen an schwedischen Seen
  5. Kristianstad und Åhus
  6. Simrishamn und Glimmingehus
  7. Ystad – der schönste Ort an der Ostseeküste
  8. Trelleborg

Zum Ende findet ihr: Das Fazit der Rundtour.

Die erste Wildcamp Erfahrung – Falsterbo

Die Fähre brachte uns daraufhin über die Ostsee nach Trelleborg (1) an der Südspitze Schwedens, wo unsere Tour startete. Da es schon spät am Abend war, fuhren wir direkt in Richtung Westen zu der nahegelegenen Halbinsel Falsterbo (2). Hier machten wir auch unsere erste Wildcamp-Erfahrung und das ganz romantisch in den Dünen direkt am Meer.

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Die erste Wildcamp Erfahrung in den Dünen auf Falsterbo.

Zuvor hätten wir uns aufgrund der fortschreitenden Dunkelheit beinahe auf einen Golfplatz gestellt, wenn uns nicht ein netter Schwede erklärt hätte, dass dies keine so gute Idee wäre und uns stattdessen den wunderschönen Stellplatz am Meer empfohlen hätte. Hier schlugen wir also unser Zelt nicht unweit des Falsterbo Golfklubb Platzes auf und wurden morgens von den Rufen einiger Golfer und Gesprächen vorbei spazierender Schweden geweckt, die sich lauthals über uns „Backpacker“ unterhielten. Nach einer erholsamen Nacht und einem leckeren Müsli am Morgen, begannen wir gestärkt den ersten Abschnitt unserer Tour.

Es ging zunächst weiter an der Westküste entlang Richtung Malmö (3). Dort angekommen ließen wir die Stadt jedoch nur flüchtig auf uns wirken, da wir gegen Abend wieder einen Stellplatz in der Natur suchen wollten. Der erste Eindruck einer schwedischen Großstadt gefiel uns beim Durchqueren der Stadt jedoch sehr gut.

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Der Turning Torso (das weiße Hochhaus) zeigte sich schon von Weitem.

Barsebäck und Helsingborg

Wir fuhren noch bis nach Barsebäck (4) und mussten diesmal etwas länger suchen um einen Stellplatz für das Zelt zu finden: Schließlich erlaubt das Jedermannsrecht in Schweden zwar das Zelten in der freien Natur, jedoch müssen bestimmte Regeln eingehalten werden. Dazu gehört die Meidung von Nationalparks, Naturschutzgebieten oder militärischen Sperrgebieten, sowie die Einhaltung von gewissen Abständen zu Wohnhäusern, so dass man am besten außer Blickfeld dieser kampiert. In einigen Gebieten, vor allem in stark touristischen Urlaubsregionen, wird das kampieren auch oft explizit verboten. Durch Zufall entdeckten wir am Straßenrand (Kustvägen) einen kleinen Trampelpfad, welcher uns zu einer Steilküste führte. Dort wand sich ein schmaler Wanderweg am Meer entlang, wo wir dann auch unseren zweiten Stellplatz fanden der, wäre der starke Wind nicht gewesen, ebenso wie der erste perfekt gewesen wäre. Hier zahlte sich also windfeste Kleidung und das gute Zelt aus, welches wir im Gepäck hatten.

Der zweite Abschnitt führte uns durch eine hügelige Tal- und Berglandschaft des Naturschutzgebietes bei Glumslöv, welches in der letzten Eiszeit durch das Abschmelzen von Gletschern entstand. Die Wege wurden dadurch etwas holpriger und ab und an musste man dann doch auch mal schieben. Doch der Aufwand lohnte sich, die Natur war einfach wunderschön.

Weiter ging es nach Helsingborg (5), der achtgrößten Stadt Schwedens und der nach Malmö, zweit größten Stadt Schonens. Auf der Strecke nach Strandbaden (6) kamen wir immer wieder durch Regenschauer, so dass wir uns entschieden die nächste Nacht auf einem Campingplatz zu verbringen um uns aufzuwärmen und unsere Kleidung zu trocknen. Das schöne ist, dass schwedische Campingplätze immer auch eine Küche bereitstellen, so dass wir uns erstmal eine etwas aufwendigere warme Mahlzeit kochen und im Gemeinschaftsraum entspannen konnten.

Kullaberg und Båstad

Somit fuhren wir am nächsten Tag gestärkt weiter Richtung Norden zu der Kullen-Halbinsel (7), welche zu den schönsten Regionen Schonens gehört. Hier kämpften wir uns den Kullaberg zum Leuchtturm Kullens Fyr hoch und wurden mit einem wunderschönen Ausblick über das Naturschutzgebiet und das Meer belohnt.

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Der Kullens fyr ist ein 15 m hoher Leuchtturm und hat mit seiner Lokalisation auf dem Kullaberg die höchste Feuerhöhe (78,5 m) Schwedens.

Unsere nächste Station war dann der Ort Farhult (8), etwa ein Radstunde vom Kullaberg entfernt. Hier konnten wir in den Dünen einen schönen Platz zum campen finden und saßen abends noch länger mit unseren Campingstühlen am Meer um den Sonnenuntergang zu beobachten und den Tag ausklingen zu lassen.

Der letzte Abschnitt an der Westküste entlang führte uns zu dem Ort Båstad (9), welcher auf uns doch sehr touristisch wirkte. Das bekamen wir auch gleich zu spühren als wir unser Zelt in einem Waldstück am Meer aufschlugen und mitten in der Essensvorbereitung nett aber bestimmend gesagt bekamen, hier könnten wir nicht wildcampen. Also packten wir wieder zusammen und suchten uns aufgrund der bald hereinbrechenden Dunkelheit dann doch einen Campingplatz in der Nähe.

Wildcampen an schwedischen Seen

Der nächste Tag brachte uns weg von der Westküste und hinein ins Landesinnere. Der Weg führte durch Felder und Wälder und wurde immer hügeliger und anstrengender. Doch wir wurden mit einem wunderschönen Platz im Wald an dem See Västersjön (10) belohnt. Der See strahlte eine unglaubliche Ruhe aus und wir saßen noch lange auf einem Fels und beobachteten das klare Wasser und die kleinen Lagerfeuerchen, die nach und nach in der Ferne aufglühten.

Nach einem entspannten Frühstück am See ging es am Tag darauf weiter größtenteils durch den Wald. Am Abend fanden wir wieder einen Zeltplatz an einem See, dem Finjasön (11) bei Sjörröd. Da wir rund um den See schon einige Wildschweinspuren fanden, waren wir diesmal besonders vorsichtig und verstauten alles gut im Zelt. Und wirklich vernahmen wir in der Nacht ein auffälliges Geraschel und Getue an unserer Mülltüte.

Kristianstad und Åhus

Am darauffolgenden Tag erreichten wir die Ostseeküste. Da wir wussten, dass es am nächsten Tag viel regnen sollte, beschlossen wir uns einen Campingplatz in Åhus zu suchen und hier diesmal zwei Nächte zu bleiben. Somit konnten wir uns am nächsten Tag die nahegelegene Stadt Kristianstad (12) anschauen. Dort fuhren wir dann mit dem Bus hin und begaben uns aufgrund des starken Regens und auf Rat der Touristeninformation direkt in das Regional Museum. Das Museum zeigte nicht nur die Geschichte der Stadt, sondern auch verschiedene Sonderaustellungen, so dass man hier gut Zeit verbringen konnte. Die Stadt hingegen war schnell angeschaut und so ging es nach einer  leckeren Falafeltasche wieder zurück zum Campingplatz.

Der nächste Tag führte uns durch den Ort Åhus (13) und ich stellte überraschend fest, dass die Produktion von Vodka Absolut hier seinen Ursprung hat. Vodka-Liebhaber sollten hier einen Zwischenstopp einplanen, da sich hier das Absolut Experience Center befindet.

Unser Weg erstreckte sich nun an der Ostseeküste entlang wieder Richtung Süden. Kurze Zeit später kamen wir auf den Södra Strandvägen, einen Schotterweg durch ein ehemaliges Militärgebiet. Irgendwie hat uns die Region sehr beeindruckt, alles wirkte so verlassen. So trafen wir zunächst keine Menschenseele an, nur ein paar Schafe und Kühe, welche hier frei herum liefen, kreuzten unseren Weg. Ein kurzer Abstecher zum Strand zeigte, dass auch hier niemand war. Gerne hätten wir dort genächtigt, doch dann hätten wir auf unser Abendessen verzichten müssen, da wir noch nicht eingekauft hatten.

Simrishamn und Glimmingehus

Unser Hunger trieb uns also weiter in die Hafenstadt Simrishamn (14). Nach dem Einkauf suchten wir uns hier einen Campingplatz. Da wir in unserem Reiseführer von der am besten erhaltenden Mittelalterburg Schwedens nicht unweit von dem Ort gelesen hatten, beschlossen wir auch hier zwei Nächte zu bleiben und am nächsten Tag einen Ausflug zu der Burg Glimmingehus (15) zu machen. Der Campingplatz lag direkt am Meer, so dass wir die Abenden am Strand verbrachten. Die Burg besichtigten wir also am nächsten Tag.

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Das Glimmengehus wurde von 1450–1523 erbaut und gilt als eine der am besten erhaltenden Burgen Skandinaviens.

Hier verzichteten wir auf eine Führung und kamen so zu einem Zeitpunkt in die Burg, zu dem sich alle Touristen draußen versammelten um auf den Museums-Guide zu warten. Dadurch hatten wir die Burg für uns. Einerseits war es zwar beeindruckend durch die dunklen Räume mit den massiven Wänden und Balken zu schlendern, andererseits war hier von Luxus keine Spur mehr zu sehen und man musste schon viel Fantasie aufbringen um sich das Leben einer adeligen Familie in der Burg vorzustellen. Die Burg ist also nicht nur von außen, sondern auch von innen eher schlicht gehalten. Dennoch kriegt man durch eine kleine Ausstellung im Nebengebäude doch noch einen Einblick in das mittelalterliche Leben, hier kann man Einrichtungsgegenständen und Hilfsmittel aus dem Mittelalter betrachten, welche die Geschichte um die Burg abrunden.

Am nächstem Tag fuhren wir mit dem Ziel Ystad weiter hinab in den Süden. Die Strecke haben wir als den anstrengendsten Teil in Erinnerung. Das lag zum Teil am Wetter: Es regnete zeitweise stark und das in Kombination mit Gegenwind, zum anderen Teil daran, dass wir wenig am Meer entlang und lange auf einer viel befahrenen Landstraße fuhren. Dadurch zog sich der Weg ganz schön hin. Zwischendurch machten wir einen Abstecher zum Ales Stenar (16), dem schwedischem Stonehenge. Die 59 Steine sollen ungefähr aus der Zeit 600 n. Chr. stammen und den Umriss eines Schiffs darstellen. Der Weg hoch war sehr anstrengend und wir nahmen von der Straße aus wohl einen eher inoffiziellen Weg, so dass wir eine Weide durchkreuzen mussten um auf den Hauptweg zu gelangen. Oben angekommen erwarteten uns Horden von Touristen, die sich Foto-knipsend um die Steine herum drapierten. Da verging uns die Lust dort länger Zeit zu verbringen und wir suchten uns ein stilleres und außerdem sehr viel schöneres Örtchen in der Nähe und machten eine Essenspause.

Im Ort Ystad (17) angekommen suchten wir uns einen Campingplatz, der in einem Kiefernwald lag. Hier hatten wir wieder vor zwei Nächte zu verbringen. Den Abend verbrachten wir dann Mal wieder am nahegelegenen Strand.

Am nächsten Tag regnete es zunächst und wir beschlossen in ein Schwimmbad zu gehen. Dieses hatte jedoch bis auf eine ganz nette Wasserrutsche und zwei kleine Saunen nicht sehr viel zu bieten, war aber für den Vormittag völlig ausreichend. Am Nachmittag fuhren wir mit den Rädern in den Ort, wo gerade das jährliche Jazz-Festival stattfand. Die Stimmung in der Stadt war fröhlich, die Sonne schien und überall klang Musik aus den Gassen. Wir genossen die Atmosphäre und schlenderten durch die wirklich sehr schöne Innenstadt, welche ihren Reiz durch die vielen farbigen Fachwerkhäuschen und die individuellen, süßen Läden bekommt. Außerdem entdeckten wir das Kafé Helsa På, ein vegetarisches Restaurant in einem historischem Innenhof, welches sogar einige vegane Speisen anbot. Für 14 Euro konnte man sich hier an einem Buffet mit leckerem und gesunden Bioessen bedienen. Zum Nachtisch gab es noch ein Holundereis, wobei die Sprachbarriere die Bestellung erschwerte. Wer weiß schon was Holunder auf Englisch, geschweige denn Schwedisch heißt? – Naja jetzt wissen wirs: „elder“ bzw. auf schwedisch „fläder“ ;).

In dem selben Innenhof haben wir uns dann noch zwei Künstler Ateliers (z.B. von Caroline Dahlgren, siehe Bild oben) angeschaut, die uns ebenso sehr gut gefallen haben. Leider haben wir es während unserer Zeit in Ystad nicht mehr in das Filmmuseum geschafft. Ystad entwickelte nämlich vor allem auch ihre Bekanntheit durch die BBC Wallander-Krimireihe, welche in dem kleinen Örtchen gedreht wurde.

Trelleborg

Der letzte Abschnitt unserer Radreise führte uns am südlichsten Punkt Schwedens (18) vorbei nach Gislövs läge (19), einem Ort in der Nähe von Trelleborg (20). Dort suchten wir uns einen Campingplatz.

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Smygehuk ist ein Hafen und der südlichste Punkt Schwedens.

Wir hatten nun noch einen ganzen Tag frei um Trelleborg zu erkunden. Wir schauten uns die Stadt an und besichtigten das Trelleborg Viking Museum, welches eine kleine Ausstellung zu der Geschichte und Funktion der Trelleborgen (Wikingerburgen) zeigt. Die teilrekonstruierte Trelleborg ist der Öffentlichkeit zugänglich. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Ein Fun-Fact ist noch hängen geblieben, die Bezeichnung „Bluetooth“ leitet sich von dem dänischen Wikinger König Harald Blauzahn (engl. Harald Bluetooth) ab, welcher unter anderen für die Erfindung der Holzfestungen verantwortlich sein soll.

Damit gingen 2 wundervolle Wochen zu Ende. Mit gestählten Muskeln und um viele Erfahrungen reicher, aber auch der Sehnsucht nach unserer Katze und einem gemütlichen Bett, ging es dann am nächsten Tag mit der Scandline zurück nach Rostock.

Das Fazit der Rundtour

Die Radtour durch Schweden hat unsere Erwartungen übertroffen. Landschaftlich liegt die Provinz Schonen, welche wir erkundeten, zwar recht nah an dem was wir auch von Mecklenburg Vorpommern kennen, aber dennoch hat sie diesen gewissen schwedischen Charme. Vor allem die Architektur unterschied sich dann doch: immer mal wieder sah man die typischen roten Schwedenhäuschen und des öfteren fuhren wir an großen Siedlungen vorbei, dessen Häuser alle gleich aussahen. Außerdem fiel uns auf das fast jeder Schwede einen rasenmähenden Roboter bei sich im Garten fuhrwerken hat, was auch die bis auf den Millimeter genau abgestimmten, gestriegelten Rasen erklärt. Man merkt dann doch auch, dass der Süden Schwedens recht reich ist. Vor allem an der Westküste reihte sich ein Golfplatz an den anderen und alles wirkte so gepflegt und aufgeräumt.

Vor allem beeindruckte uns die Charakterstärke der Schweden mit einer offenen und freundlichen Art auf die Menschen zu zugehen und stets ihre Hilfe anzubieten. Außerdem waren wir ganz neidisch auf ihre Englisch Sprachkenntnisse, von jung bis alt, jeder konnte mit uns in einem scheinbar perfektem Englisch sprechen.

Wir genossen die Freiheit unser Zelt in die freie Natur zustellen, obwohl wir merkten, dass diese in Schonen dann doch durch die vielen Touristen-Hotspots begrenzt wird. Während wir an der Westküste noch einige schöne Plätze finden konnten, wurde es dann an der Ostseeküste schwieriger.

Von unserer Fitness her, war die Radtour kein Problem. Wir fuhren sehr entspannt, vielleicht im Mittel 60 km am Tag. Wenn wir vorhatten wild zu campen, musste man schon Recht früh anfangen Ausschau zu halten und wenn wir dann einen geeigneten Ort fanden, suchten wir nicht lange weiter, so dass wir manchmal bereits am Nachmittag unser Zelt aufschlugen. Die Campingplätze gefielen uns eigentlich alle ganz gut, vor allem auch weil viele eine Küche und einen Gemeinschaftsraum zur Verfügung stellen.

Zusammengefasst wird neben der Gastfreundschaft der Schweden, wohl die Wildcamp Erfahrung am meisten in Erinnerung bleiben, die uns ein wenig wie zwei Abenteurer fühlen ließ und außerdem das Gefühl das Land mit der eigenen Muskelkraft erkundet zu haben.